veröffentlicht am 04.12.2024 09:24
Lesedauer 2 Min.
Interviews
Technologien, Betriebsführung, Grundlagen

Im Notfall verfügbar: „Wehronika“ im Pumpspeicherkraftwerk

Die Hausmaschine „Wehronika“ sichert im Pumpspeicherkraftwerk Wehr als schwarzstartfähige Anlage die Möglichkeit, das Stromnetz nach einem Blackout neu aufzubauen. Im Kurzinterview gibt Peter Steinbeck, Leiter Kommunikation der Schluchseewerk AG, Einblicke zur Bedeutung, den Herausforderungen und den Zukunftsplänen rund um dieses kleine Kraftpaket.
Zwei Personen bringen Schild mit Wasserwage an
© Schluchseewerk AG

Im Pumpspeicherkraftwerk (PSW) Wehr steht eine unscheinbare, aber unverzichtbare Maschine im Mittelpunkt: die Hausmaschine „Wehronika“. Mit ihren 4 Megawatt Leistung sichert sie als schwarzstartfähige Anlage die Möglichkeit, das Stromnetz nach einem Blackout neu aufzubauen. Im Kurzinterview gibt Peter Steinbeck, Leiter Kommunikation der Schluchseewerk AG, Einblicke zur Bedeutung, den Herausforderungen und den Zukunftsplänen rund um dieses kleine Kraftpaket, das seit fast 50 Jahren zuverlässig seinen Dienst leistet.

Welche technischen Besonderheiten machen „Wehronika“ zu einer so zentralen Komponente im Netzwiederaufbau?

Peter Steinbeck: Um es ganz simpel zu formulieren: die Fähigkeit, bei einem vollständigen Blackout einfach den „Wasserhahn“ aufdrehen und binnen Sekunden Strom erzeugen zu können, der unseren Pumpspeichern und externen Großkraftwerken hilft, wieder hochzufahren.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Wartung und Instandhaltung einer Hausmaschine, die seit fast 50 Jahren im Betrieb ist?

Peter Steinbeck: Dieselben, die auch bei den „großen“ Anlagen greifen: regelmäßige Kontrolle, hin und wieder eine Revision und dabei der Austausch von Teilen, falls erforderlich.

Inwiefern beeinflusst die Energiewende mit ihren stark schwankenden Stromerzeugungsanteilen die Bedeutung von schwarzstartfähigen Anlagen wie dem Kraftwerk Wehr?

Peter Steinbeck: Sie beeinflusst die Bedeutung spürbar, da sich sowohl die Herausforderungen geändert haben, als auch die Häufigkeit an Betriebsartenwechseln von Stromerzeugung zu Stromspeicherung und umgekehrt sehr stark angestiegen sind – letzteres wirkt sich auf die rein technische und mechanische Beanspruchung der Maschinen aus. Vor der Energiewende war der PSW-Einsatz relativ simpel – nachts, wenn der Stromverbrauch gering war und Stromüberschuss im Netz herrschte, wurde damit Wasser in Oberbecken gepumpt und die Energie gespeichert. Tagsüber wurde erzeugt, wenn Wohnungen und die Industrie viel Strom brauchten, vor allem zur Mittagszeit. Heute scheint genau dann die Sonne besonders stark, die PV liefert. Wir werden heute bei Lücken oder Überschuss eingesetzt, der sich nicht mehr so leicht planbar ergibt, sondern im Laufe eines Tages zigfach auftauchen kann. Beispielsweise bei Windflauten an Küsten, bei großflächig bewölktem Himmel oder dem Ausfall thermischer Kraftwerke.

In einem Wettbewerb über Social Media haben Sie einen Namen für das kleine Kraftpaket gesucht und gefunden: „Wehronika“. Wie wurde der Namensfindungsprozess aufgenommen, und was sagen Sie zu dem Ergebnis?

Peter Steinbeck: Wir sind total begeistert! Die Resonanz war unglaublich, sehr viele Follower, Abonnenten oder sonstige Interessierte haben mitgemacht. Und das Ergebnis ist toll, denn Wehronika passt doch perfekt zu einer kleinen, aber wichtigen Maschine, die in Wehr steht und dort ihre tollen Dienste leistet.

Gibt es Pläne, in Zukunft weitere Hausmaschinen oder ähnliche Anlagen zu modernisieren oder zu erweitern, um das Stromnetz noch widerstandsfähiger zu machen?

Peter Steinbeck: Wir bringen unsere Kraftwerke bzw. Maschinensätze ständig und mit viel Aufwand auf Vordermann. Zudem planen wir Erweiterungen bzw. Erneuerungen, bei denen auch die Schwarzstartfähigkeit ein wichtiges Kriterium sein wird. Eine zweite „Wehronika“ ist jedoch aktuell nicht geplant.

Abgesehen davon erbringen unsere bestehenden fünf PSW ständig Tag für Tag äußerst wichtige Dienstleistungen, die sich nicht nur auf Blackouts beziehen, sondern das Stromnetz insgesamt unterstützen und widerstandsfähiger machen.

Mehr Informationen zum Pumpspeicherkraftwerk Wehr: Kraftwerk Wehr – Schluchseewerk AG

Dieses Interview führte Tamara Übelin, Redaktion BWE-Service GmbH.