veröffentlicht am 28.11.2024 16:47
Lesedauer 4 Min.
Fachartikel
Betriebsführung, Technologien

Repowering und Revamping von PV-Anlagen

Betreiber weltweit stehen vor der Herausforderung, ihre alten PV-Anlagen effizient weiterzubetreiben. Revamping und Repowering bieten Lösungen, um die Rentabilität wiederherzustellen, ohne dabei vollständig neue Systeme zu installieren.

Im Jahr 2023 wurden durch den Betrieb von Photovoltaikanlagen fast 12 Prozent des Stroms in Deutschland erzeugt. Viele Anlagen, die während des ersten großen Solarbooms installiert wurden, stoßen jedoch mittlerweile an ihre Leistungsgrenzen. Moderne Photovoltaikmodule sind heute doppelt so effektiv wie noch vor einem Jahrzehnt. Während Module früher etwa 12 Prozent Effizienz aufwiesen, erreichen sie heute bis zu 24 Prozent. Doch was genau bedeuten diese Begriffe und welche Vorteile bieten Sie den Betreibern?

Wann bietet sich ein Austausch an?

Bisher war der Austausch von Modulen nur möglich, wenn sie gestohlen, defekt oder beschädigt waren, da die Förderung nach dem Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland an die ursprünglich installierten Module gekoppelt war. Diese Einschränkung wurde durch die Novelle des Energiesicherungsgesetzes (EnSiG) 2023 gelockert. Dadurch wurde es erstmals möglich, bestehende Module gegen leistungsstärkere auszutauschen, ohne die Einspeisevergütung zu verlieren. Das „Solarpaket 1“, das im Mai 2024 in Kraft trat, baut nun auf diesen Änderungen auf und ermöglicht Revamping- und Repoweringmaßnahmen zusätzlich für Dachanlagen.

Diese Reformen sollen den Ausbau der Solarenergie in Deutschland beschleunigen und ermöglichen es Betreibern, ihre Anlagen langfristig rentabel zu betreiben.

Revamping

„Revamping“ bezeichnet primär eine Instandsetzung oder Modernisierung einer Solaranlage, um die ursprüngliche Funktion und Leistung wiederherzustellen. Diese Methode kommt zum Einsatz, wenn Anlagen oder ihre Komponenten, wie Module, Wechselrichter oder Verkabelungen, technische Mängel aufweisen oder nicht mehr die gewünschte Leistung erbringen.

Der Austausch alter Module gegen moderne, leistungsfähigere Modelle ermöglicht es, die Leistung der PV-Anlagen, um bis zu 40 Prozent zu steigern und gleichzeitig einen Teil der Fläche einzusparen. Sofern die ursprüngliche Nennleistung nicht überschritten wird, bleibt die Einspeisevergütung nach EEG erhalten.

Repowering

Wird die freigewordene Fläche für eine Erhöhung der Nennleistung genutzt, spricht man von „Repowering“. Ein großer Vorteil hierbei ist, dass keine neue Baugenehmigung erforderlich ist, da die bestehende Anlage bereits eine Genehmigung erhalten hat. Da technische Probleme jederzeit auftreten können, gibt es in der Regel keinen festen Zeitpunkt, an dem eine Anlage ersetzt werden muss. Einige PV-Anlagen weisen jedoch nach zehn Jahren erste Witterungsschäden auf, da damals teilweise Materialen verwendet wurden, die sich nun als ungeeignet erwiesen haben. Zudem ist es sinnvoll mehrere Komponenten zeitgleich zu ersetzen, um die Anlage für die nächsten 25 Jahre zuverlässig betreiben zu können.

Was gilt es zu beachten?

Die Modernisierung von Solaranlagen ist allerdings mit bestimmten Hindernissen verbunden, die bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden müssen. Eine der größten Hürden ist die Kompatibilität zwischen alten und neuen Komponenten. Viele der Photovoltaikanlagen, die vor Jahren installiert wurden, basieren auf Technologien, die heute nicht mehr zeitgemäß sind. Moderne Module sind in der Regel größer, sodass die bestehenden Montagesysteme und Verkabelungen oft angepasst oder ersetzt werden müssen, um mit den neuen Komponenten kompatibel zu sein. Dies erfordert detaillierte technische Untersuchungen, um sicherzustellen, dass die Konstruktion die neuen Lasten tragen kann.

Zudem müssen bestehende Anlagen beim Revamping oder Repowering, anders als bei einem Neubau, bei dem auf einer leeren Fläche installiert wird, im laufenden Betrieb modernisiert werden. Das bedeutet, dass die Arbeiten in vielen Fällen unter Berücksichtigung der bestehenden Netzanbindung und des laufenden Betriebs durchgeführt werden müssen, um Ausfallzeiten zu minimieren. Dies setzt eine präzise Projektplanung voraus, um sowohl den Austausch der Komponenten als auch die Integration der neuen Technologie effizient umzusetzen.

Wann lohnt es sich?

Unabhängig von diesen Herausforderungen bieten Revamping und Repowering langfristig erhebliche Vorteile. Durch den Einsatz effizienterer Module kann die PV- Anlage deutlich mehr Strom erzeugen und die Rendite steigern. Darüber hinaus reduziert der Austausch veralteter Komponenten, insbesondere Wechselrichter und Verkabelungen, die Betriebs- und Wartungskosten enorm. Generell sind moderne Komponenten robuster, was die Lebensdauer der gesamten Anlage verlängert und die Betriebskosten senkt. Betreiber können somit langfristig von einer stabileren und ertragreicheren Anlage profitieren. Auch die Fürsorgepflicht der Betreiber, Sicherheitsstandards einzuhalten, wird so wieder gegeben, da großflächige Gefahrenstellen aufgrund defekter Komponenten behoben werden.

Durch Revamping können bis zu zwei Drittel der Fläche eingespart werden, während die Nennleistung der Anlage beibehalten wird. Diese freie Fläche kann entweder für Repowering, also der Erweiterung der Anlage, oder für andere Zwecke verwendet werden, was zusätzliche Einnahmequellen erschließt.

Insgesamt zeigen Methoden wie Revamping und Repowering, dass die Modernisierung von Photovoltaikanlagen eine innovative Möglichkeit ist, ihre Rentabilität deutlich zu steigern. Trotz technischer Herausforderungen und notwendiger Planungsmaßnahmen überwiegen die Vorteile für Betreiber. Durch die gesteigerte Leistungsfähigkeit moderner Komponenten, die Reduzierung der Betriebs- und Wartungskosten sowie die effektive Nutzung zusätzlicher Flächen können erhebliche finanzielle Vorteile erzielt werden.

Dieser Beitrag erschien im BWE-BetreiberBrief PV 2-24.