Repowering und Artenschutz: Effizienzsteigerung und Schutz der Tierwelt
Im Zuge der Energiewende spielt die Windenergie eine zentrale Rolle, um den Bedarf an erneuerbarer Energie zu decken und den CO₂-Ausstoß zu verringern. Doch der Ausbau der Windkraft steht vor einer bedeutenden Herausforderung: dem Schutz der Tierwelt. Besonders Fledermäuse und selten auch Vögel sind von Kollisionen mit den Rotorblättern der Windkraftanlagen betroffen. Eine Lösung, die sowohl die Energieproduktion steigert als auch den Artenschutz verbessert, liegt im Repowering. Dabei werden ältere Windkraftanlagen durch moderne, effizientere Modelle ersetzt, die auch aus tierökologischer Sicht erhebliche Vorteile bieten können.
Alte Anlagen: Eine Gefahr für die Tierwelt
Ältere Windkraftanlagen, die vor 2012 in Betrieb gegangen sind, verfügen nur sehr selten über wirksame technische Schutzmechanismen, um Tiere vor Kollisionen zu bewahren. Insbesondere Fledermäuse und Vögel sind gefährdet, wenn sie in die Nähe der Rotorblätter geraten. Die renebat-Studien haben gezeigt, dass erst mit einem gezielten und standortspezifischen Abschaltalgorithmus die Schlagopferzahl an Windenergieanlagen deutlich und auf ein vorhersagbares Maß reduziert werden kann. Diese Studien finden bei der Genehmigung von neuen Windparks Anwendung.
Neben den fehlenden Genehmigungsauflagen liegt das Problem alter Windkraftanlagen darin, dass sie keine Abschaltmechanismen oder sonstige Schutzmaßnahmen für die Tierwelt besitzen. Das bedeutet, dass sie auch in Zeiten aktiv bleiben, in denen das Kollisionsrisiko besonders hoch ist, wie etwa in der Dämmerung/Nacht, wenn Fledermäuse verstärkt aktiv sind. Ohne diese Maßnahmen steigt das Risiko von Kollisionen erheblich, was gerade bei älteren Anlagen zu besonders hohen Opferzahlen führt.
Neue Anlagen: Effektiverer Schutz für Wildtiere
Im Gegensatz dazu können moderne Windkraftanlagen mit intelligenten Technologien ausgestattet werden, die darauf abzielen, die Zahl der Tieropfer erheblich zu senken. Durch die Integration von Abschaltkriterien, die auf den Flugaktivitäten von Vögeln und Fledermäusen basieren, können Windräder gezielt in Zeiten abgeschaltet werden, in denen die Tiere besonders gefährdet sind. In neuen Windparks kommen dort automatisierte Systeme zum Einsatz, wo ein Artenschutz notwendig ist. Diese Systeme verwenden Umweltsensoren oder Kameras, um die Aktivitätswahrscheinlichkeit von Tieren in der Nähe der Anlage zu überwachen und das Windrad gegebenenfalls vorübergehend zu stoppen.
Dank solcher Technologien ist es gelungen, die Zahl der durch Kollisionen getöteten Fledermäuse auf maximal 2 Individuen pro Jahr zu senken. Diese drastische Reduzierung zeigt, dass moderne Windparks das Kollisionsrisiko für Wildtiere erheblich mindern können. Der Fortschritt im Bereich der Abschaltalgorithmen und der Überwachung von Tierbewegungen hat sich somit als wirksames Mittel erwiesen, um den Artenschutz in Windparks deutlich zu verbessern.
Vorteile des Repowerings für den Artenschutz
Repowering bietet somit zahlreiche Vorteile, nicht nur für die Energieeffizienz, sondern auch für die Umwelt und den Artenschutz. Zu den wichtigsten Verbesserungen gehören:
Geringere Anzahl von Anlagen bei höherer Leistung: Moderne Windräder sind weitaus leistungsstärker, sodass weniger Anlagen auf derselben Fläche installiert werden müssen. Dadurch wird der Eingriff in natürliche Lebensräume minimiert, und gleichzeitig verringert sich die Gefahr von Kollisionen.
Technologische Innovationen zum Schutz der Tierwelt: Neue Windkraftanlagen müssen auflagenbedingt mit Abschaltalgorithmen und Sensoren ausgestattet werden. Diese Abschaltalgorithmen werden vollständig automatisch durch Systeme im Windpark umgesetzt, welche erkennen, wann die Wahrscheinlichkeit einer Aktivität im Windpark hoch ist. Diese Systeme schalten die Anlagen in kritischen Momenten ab, was zu einer drastischen Reduzierung der Tierverluste führt. Moderne Abschaltsysteme überwachen den Betrieb der Windenergieanlage automatisiert und sorgen so für einen zuverlässigen Artenschutz rund um die Uhr. Durch die Überwachung durch neue Systeme und die neu geschaffenen Dienstleistungen in der Branche erhält der Artenschutz einen ganz neuen Stellenwert. Diese Technologien stehen für alle neuen Windenergieanlagen mit den entsprechenden Auflagen zur Verfügung.
Effiziente Abschaltsysteme reduzieren Ausfallzeiten und Betriebskosten: Durch die Integration smarter Abschaltsysteme wird der Betrieb unter möglichst optimalen Bedingungen aufrechterhalten, da die Systeme automatisiert arbeiten und Stillstandszeiten minimieren. Sie pausieren den Betrieb der Windkraftanlagen nur in Zeiten, in denen das Kollisionsrisiko für Wildtiere besonders hoch ist. Durch den präzisen Einsatz von Abschaltkriterien, die beispielsweise auf die Flugaktivitäten von Fledermäusen und Vögeln abgestimmt sind, kann die Energieproduktion in ungefährlichen Zeiträumen ohne Unterbrechung fortgeführt werden. Dies steigert langfristig sowohl die Effizienz als auch die Rentabilität der Anlagen.
Fazit: Eine Win-win-Situation
Repowering bietet die Möglichkeit, alte, ineffiziente Windkraftanlagen durch modernere und umweltfreundlichere Modelle zu ersetzen. Dadurch wird nicht nur der Beitrag zur Energiewende deutlich gesteigert, sondern auch der Schutz von Vögeln und Fledermäusen erheblich verbessert. Damit ist Repowering ein Paradebeispiel dafür, wie technologische Innovation und Artenschutz Hand in Hand gehen können, um sowohl die Klimaziele als auch den Schutz der Biodiversität zu erreichen.
Die Zukunft der Windkraft zeigt, dass durch den Einsatz moderner Technologien nicht nur die Effizienz der Anlagen erhöht werden kann, sondern auch der Schutz der Tierwelt besser gewährleistet wird. Repowering ist somit eine der vielversprechendsten Strategien, um die Anforderungen der Energiewende und den Naturschutz miteinander in Einklang zu bringen.
Dieser Beitrag erschien im Betreiberbrief 4-2024.