veröffentlicht am 12.12.2025 14:56
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Verlangsamter Ausbau der Erneuerbaren könnte Strompreise erhöhen

Ein entschleunigter Ausbau Erneuerbarer Energien könnte zu höheren Strompreisen und zu einer stärkeren Abhängigkeit von Gaskraftwerken und Stromimporten führen. Das geht aus einer Analyse des Kopernikus-Projekts Ariadne hervor. Die Forschenden betrachteten dazu ein Szenario mit hoher und ein Szenario mit niedriger Stromnachfrage. Kombiniert mit Erneuerbaren könnten Wärmepumpen oder Batterien einen Teil des Leistungsbedarfs an neuen Erdgaskraftwerken ersetzen und die Stromkosten senken.
Solaranlagen mit Windenergieanlagen und Stromnetzen im Hintergrund.
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Der vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Monitoringbericht zur Energiewende prognostizierte für 2030 eine geringere Stromnachfrage als bisher angenommen. Mit Blick auf den Netzausbau und die Systemkosten löste das eine politische Debatte um einen reduzierten Ausbau der Erneuerbaren Energien aus.

Während bei Inkrafttreten der Ziele Anfang 2023 im Erneuerbaren-Energie-Gesetz noch von einem Stromverbrauch von 680 bis 750 Terawattstunden im Jahr 2030 ausgegangen wurde, berechnet der neue Monitoringbericht einen Verbrauch von 600 bis 700 Terawattstunden.

„Die Prognose eines geringeren Strombedarfs im Jahr 2030 lässt sich auf die nur langsam fortschreitende Elektrifizierung in den Sektoren Verkehr und Gebäude sowie den konjunkturbedingten Produktionsrückgang der Industrie in den letzten Jahren zurückführen“,

erklärt Tom Brown von der Technischen Universität Berlin, ein Autor des vorgelegten Reports.

Mithilfe eines sektorgekoppelten Modells des deutschen Energiesystems aus dem Ariadne-Szenarienreport 2025 betrachten die Forschenden ein Szenario mit hoher Stromnachfrage von 722 bis 754 Terawattstunden pro Jahr und eines mit niedriger Stromnachfrage von 612 bis 644 Terawattstunden. Setzt man diese in Zusammenhang mit einer starken Reduktion des EE-Ausbaus um 30 Prozent, zeigt sich: Der Börsenstrompreis wäre 2030 um 20 Euro pro Megawattstunde höher als beim geplanten Ausbau. Der EE-Förderbedarf sinkt dann zwar um 7,0 bis 7,5 Milliarden Euro, die Gesamtkosten für die Stromkunden steigen jedoch um 9,5 bis 13,2 Milliarden Euro an. Fazit: Auch wenn ein reduzierter EE-Ausbau Förderung einspart, erhöhen sich die Ausgaben der Stromkunden, sodass die Kosten in Summe ansteigen.

Zusätzliche Emissionen und neue Importabhängigkeiten gefährden Klimaziele

Ein reduzierter Ausbau hätte je nach Strombedarfsszenario 19 bis 29 Megatonnen an zusätzlichen CO₂-Emissionen zur Folge.

„Bei einer Reduktion des EE-Ausbaus würde das Treibhausgasreduktionsziel ohne zusätzliche Maßnahmen wie eine verstärkte Elektrifizierung der Industrie oder einen höheren Einsatz von Wärmepumpen und E-Fahrzeugen klar verfehlt“,

ordnet Mit-Autor Michael Lindner von der Technischen Universität Berlin die Ergebnisse ein. Auch das Ziel, im Jahr 2030 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs durch Erneuerbare Energien zu decken, würde nur durch einen Ausbau auf hohem Niveau erreicht. Hinzu kämen neue Abhängigkeiten, denn neben steigenden Bedarfen an Erdgaskraftwerken bräuchte es mehr Gas- und Stromimporte.

„In unmittelbarer Zukunft stehen hohe Investitionen an und es besteht die Gefahr, dass durch die steigenden Strompreise, die mit einer Reduktion der Ausbauziele einhergehen, Lock-In-Effekte eintreten. Das bedeutet: Werden in Industrie, bei Heizungssystemen und im Verkehr erneut Entscheidungen für fossile Technologien getroffen, droht das für die gesamte Dauer ihres Lebenszyklus den Rückgriff auf fossile Rohstoffe zu zementieren“,

erklärt Co-Leiter des Kopernikus-Projekts Ariadne Gunnar Luderer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Zusätzlich könnten Flexibilisierungstechnologien, wie E-Fahrzeuge, Wärmepumpen oder Batterien kombiniert mit Erneuerbaren Energien, einen Teil des Leistungsbedarfs an neuen Erdgaskraftwerken ersetzen. Die Stromkosten würden dadurch sinken. Die Forschenden raten, den Einsatz dieser Stromspeicher zu priorisieren und einen regulatorischen Rahmen dafür zu schaffen. Dazu hätte der ursprünglich geplante Ausbau den Vorteil einer geringeren Luftverschmutzung durch fossile Energieträger. Anstatt kurzfristig umzuplanen, sollte Deutschland deshalb seine langfristigen Ziele im Blick behalten und die nötigen Weichen dafür stellen.

Quelle: Kopernikus-Projekt Ariadne

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