veröffentlicht am 24.06.2025 19:13
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Kraftwerk Stegenwald: größte Fischwanderhilfe an der Salzach geht in Betrieb

Im Juni ging das erste Schott am Einstieg zum neuen Umgehungsgewässer beim österreichischen Kraftwerk Stegenwald hoch und das Wasser konnte langsam seinen Weg durch das neu gestaltete Flussbett finden. Über eine Strecke von rund 500 Metern wird Salzburgs größte Fischwanderhilfe mit ihren Uferbereichen neuen Naturraum für Tiere und Pflanzen schaffen.
Gewässer für Fische
© VERBUND

Seit der Salzachumleitung im Februar 2025 haben die Projektpartner VERBUND und Salzburg AG das alte Salzachbett innerhalb weniger Monate in eine neue Fischwanderhilfe umgestaltet. Auf einem 50 Meter breiten Korridor schlängelt sich das naturnahe Gewässer mit Breiten bis zu 20 Metern entlang des Kraftwerks. Den Jahreszeiten angepasst schwanken die Abflüsse dynamisch zwischen 2.000 bis 5.000 Litern pro Sekunde. Der mäandrierende Verlauf mit unterschiedlichen Strukturen, Fließgeschwindigkeiten und maximalen Wassertiefen von 1,1 bis 1,4 Metern ermöglicht es allen Fischarten der Salzach, am Kraftwerk Stegenwald vorbeizuschwimmen und dabei einen Höhenunterschied von rund 9 Metern zu überwinden oder dort für eine gewisse Zeit zu verweilen. Dieser neu geschaffene attraktive Lebensraum für die Fische beinhaltet sieben Kiesschnellen und 150 Wurzelstöcke als Unterschlupfmöglichkeiten sowie Schotterbänke zum Ablaichen, was eine positive Strahlwirkung auf den gesamten Fluss haben wird.

Neuer Lebensraum im Wasser und an Land

Das Konzept geht weit über die reine Fischwanderhilfe hinaus. Im Stauraum und in der Unterwasserstrecke finden sich mehr Schotterbänke als vor dem Kraftwerksbau, die nicht nur für Fische, sondern auch für wassergebundene Vogelarten wichtig sind. Die Fließgeschwindigkeit der Salzach wurde durch die Anhebung der Sohle so gestaltet, dass die heimischen strömungsliebenden Fische gute Bedingungen vorfinden. Zudem wurden im ganzen Talraum über sechs Kilometer hunderte Habitate für Vögel, Käfer, Säuger und Reptilien geschaffen, wobei der Schwerpunkt auf heimische Arten der roten Liste gelegt wurde.

Zusätzlich zu dieser natürlichen Umgehungsmöglichkeit errichten die Projektbetreiber VERBUND und Salzburg AG noch eine technische Fischwanderhilfe und einen Fischabstieg.

Bis heute sind 100 % der Laufkraftwerke der Salzburg AG und 75 % der VERBUND-Wasserkraftwerke wieder barrierefrei passierbar und 30 % der VERBUND-Anlagenflächen wurden nach dem Bau der Kraftwerke im Laufe der Zeit unter Naturschutz gestellt.

Monitoring: Fischwanderhilfen funktionieren

Dass moderne Umgehungsgewässer von den Fischen angenommen werden, zeigt nachweislich unter vielen anderen das Projekt am VERBUND-Innkraftwerk Ering-Frauenstein. Bereits im ersten Jahr nach der Inbetriebnahme im Jahr 2019 sind in Summe rund 40.000 Fische am Kraftwerk vorbeigewandert. Sie gehörten 36 verschiedenen Fischarten an. Der größte Fisch war ein Wels mit 1,2 m Körperlänge.

Auch beim Kraftwerk Stegenwald ist von den Projektpartnern ein umfangreiches Monitoring geplant, das die Fischwanderung und Lebensraumentwicklung wissenschaftlich laufend dokumentieren wird.

Daten & Fakten

  • Länge: rund 500 Meter

  • Breite: 5 bis 20 Meter

  • Durchfluss: 2 bis 5 m³/s

  • Wassertiefen: 1,1 bis 1,4 Meter

  • Höhenunterschied rund 9 Metern

Gestaltungselemente

  • 7 Kiesschnellen

  • 2 Sohlengleiten mit gesamt 47 Riegel

  • 5 Rauhbäume

  • 150 Wurzelstöcke als Fischunterstände und Habitate für Säuger und Reptilien

  • Schotterbänke für Fische und Vögel

Reptilien

  • 22 Eiablageplätze

  • 22 Steinhaufen für Reptilien

  • 1 Amphibienteich

  • 1 Flachwasserzone für die Gelbbauchunke

Quelle: VERBUND