veröffentlicht am 03.03.2025 12:11
Lesedauer 4 Min.
Fachartikel
Wirtschaft, Betriebsführung

Versicherung von Batteriespeichersystemen – Wichtige Aspekte für Betreiber

Welche Versicherungen sind essenziell für Batteriespeicherprojekte? Wann müssen Betreiber sich mit Versicherungslösungen befassen, und welche Herausforderungen gibt es aktuell – insbesondere im Bereich Brandschutz? Dieser Artikel liefert die Antworten und zeigt auf, wie eine frühzeitige und gezielte Absicherung zum wirtschaftlichen Erfolg eines Projekts beitragen kann.
Energiespeicher mit Windräder im Hintergrund
© Adobe Stock

Batteriespeichersysteme (BESS) spielen eine entscheidende Rolle in der Energiewende. Sie ermöglichen eine stabilere Integration erneuerbarer Energien, unterstützen die Netzstabilität und bieten wirtschaftliche Chancen für Betreiber. Doch mit der Investition in Batteriespeicher gehen auch Risiken einher – von technischen Defekten bis hin zu Brandschäden. Eine durchdachte Versicherungsstrategie hilft dabei, diese Risiken zu minimieren und finanzielle Verluste zu vermeiden.

Im Fokus stehen Greenfield-Batteriespeicher mit Lithium-Ionen-Technologie, da alternative Technologien wie Natrium-Ionen- oder Redox-Flow-Batterien derzeit noch eine untergeordnete Rolle in der Versicherungsbranche spielen.

 

1. Wann beginnt Versicherung – wann muss man das Thema Versicherung in der Projektierung mitdenken?

Eine frühzeitige Integration von Versicherungsaspekten in die Planung eines Batteriespeichers ist essenziell. Schon in der Projektierungsphase sollten Betreiber den Austausch mit Versicherern und Risikoanalysten suchen. Dies hilft nicht nur, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und abzusichern, sondern kann auch ein entscheidender Faktor für die Finanzierbarkeit des Projekts sein.

Warum ist das wichtig?

  • Risikomanagement von Anfang an: Eine frühzeitige Risikoanalyse hilft, Schadensquellen zu identifizieren und gezielte Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

  • Kostenoptimierung: Wer Versicherungen erst später einbindet, riskiert teure Nachbesserungen – beispielsweise durch zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen oder nachträgliche Bauanpassungen.

  • Standort- und Sicherheitskonzepte: Versicherer können wertvolle Hinweise zu Standortwahl, Brandschutzmaßnahmen und technischen Sicherheitsvorkehrungen geben.

  • Vermeidung von Deckungslücken: Besonders bei EPC-Verträgen sollten Versicherungsanforderungen frühzeitig berücksichtigt werden, um spätere Haftungsprobleme zu vermeiden.

Eine frühzeitige Abstimmung mit dem Versicherungsmarkt spart nicht nur Kosten, sondern verhindert auch unerwartete Hürden und Verzögerungen im weiteren Projektverlauf.

 

2. Versicherung der Montage- und Betriebsphase

Welche Versicherungen sind notwendig, um ein Batteriespeicherprojekt von der Bauphase bis in den Betrieb abzusichern? Die Absicherung gliedert sich in mehrere Phasen:

2.1 Vor der Montage

Bereits vor Beginn der Bauarbeiten sollten grundlegende Versicherungsfragen geklärt sein. Besonders zwei Versicherungsprodukte spielen hier eine zentrale Rolle:

  • Bauherren- und Betreiberhaftpflichtversicherung: Schützt das Projekt vor Schadensersatzansprüchen Dritter, die während der Bau- und Betriebsphase entstehen können. Diese Versicherung bietet eine kostengünstige Deckung im deutschen Markt und ist daher eine wesentliche Absicherung für Betreiber.

  • Bürgschaftsversicherung: Eine flexible und digital verfügbare Alternative zur klassischen Bankbürgschaft. Sie ermöglicht es, Rückbaubürgschaften unkompliziert und bankenseitig anerkannt über eine Versicherungslösung abzudecken.

2.2 Während der Montage

  • Montageversicherung: Die Montageversicherung sollte spätestens mit dem ersten Spatenstich auf der Baustelle abgeschlossen sein. Die Allgefahren-Deckung schützt vor unvorhergesehenen Schäden, die den Bauablauf verzögern oder verteuern könnten, und bietet eine essenzielle Absicherung während der Errichtungsphase.

  • Montage-Betriebsunterbrechungsversicherung: Diese Absicherung deckt Ertragsausfälle ab, falls Schäden während der Bauphase den geplanten Betriebsstart verzögern. Da EPC-Verträge diesen Aspekt häufig nicht umfassend berücksichtigen, ist eine separate Absicherung essenziell. Alternativ kann ein Project-Owned Insurance Cover gewählt werden, bei dem der Bauherr den EPC sowie die ausführenden Unternehmen mitversichert, um eine einheitliche Risikoabdeckung zu gewährleisten. Die Versicherung liegt somit in Ihrer Hand.

2.3 In der Betriebsphase

  • Elektronikversicherung: Schützt Batteriespeicher vor Schäden durch technische Defekte oder äußere Einflüsse. Besonders Brände sind ein zentrales Risiko, da sie das Risiko bergen auf mehrere Speichereinheiten übergreifen zu können.

  • Ertragsausfallversicherung: Sollte ein Schaden dazu führen, dass der Batteriespeicher nicht mehr einspeist, deckt diese Versicherung finanzielle Verluste ab. In der Betrachtung der Betriebsunterbrechung sollten auch vertragliche Verpflichtungen, wie PPAs oder Tooling Agreements, berücksichtigt werden.

 

3. Hot Topics in der Versicherung von BESS

Batteriespeicher bringen spezifische Risiken wie die Brandgefahr durch thermisches Durchgehen von Batteriezellen als auch die Entstehung von explosiven Gasen. Diese Risiken wirken sich stark auf Versicherungsprämien und Bedingungen aus. Drei Themen stehen beim Versicherer aktuell im Fokus:

  • Strenge Brandschutzanforderungen: Versicherer verlangen zunehmend ausgereifte Brandschutzkonzepte, wie zum Beispiel Löschgas-Systeme, Explosionsklappen oder Brandabschnittsbildung durch Sicherheitsabstände. Ziel ist es immer den thermischen Durchgang zu verhindern oder im Worst-Case zu leiten, um größere Schäden zu minimieren.

  • Large-Scale Fire Tests: Anders als beim standardisierten UL9540A-Test, bei dem der thermische Durchgang einzelner Batteriezellen untersucht wird, analysieren Large-Scale Fire Tests das Verhalten eines kompletten Batteriespeichersystems im Brandfall. Dabei wird geprüft, ob es zu einer Thermal Propagation kommen könnte und wie sich das System unter realistischen Bedingungen verhält. Einheitliche Standards für diese Tests befinden sich noch in der Entwicklung, doch ihre Ergebnisse sind für Versicherer bereits jetzt von Interesse.

  • Data Analytics für Risikominimierung: Mithilfe neuer Analyseverfahren werden Daten aus dem BMS kontinuierlich überwacht, um frühzeitig Anomalien zu erkennen. Ziel ist es, potenzielle Ausfallrisiken oder thermische Ereignisse proaktiv zu identifizieren und Gegenmaßnahmen einzuleiten, bevor es zu Schäden kommt. Erste Versicherer haben begonnen, solche Technologien in ihre Prämienmodelle zu integrieren und beobachten deren Entwicklung genau.

Eine zentrale Kennzahl für Versicherer ist das PML (Probable Maximum Loss) – der maximal erwartete Schaden. Betreiber, die gezielte Brandschutzmaßnahmen und ein durchdachtes Risikomanagement umsetzen, können das PML reduzieren und so bessere Versicherungskonditionen erhalten.

 

4. Fazit

Ein durchdachtes Risiko- und Versicherungskonzept ist für den erfolgreichen Betrieb eines Batteriespeichers unerlässlich. Wer sich frühzeitig mit den Risiken seines Projektes beschäftigt kann langfristig Kosten sparen. Besonders der Brandschutz spielt eine Schlüsselrolle – hier entscheiden präventive Maßnahmen über die Betriebssicherheit und Versicherungsprämien. Betreiber sollten daher die neuesten Entwicklungen im Markt genau im Blick behalten und ihre Strategie regelmäßig anpassen.