DGUV-V3-Prüfung (Elektrische Anlagen in der WEA)
Welche Prüfungen werden im Rahmen der DGUV-V3-Prüfung angeboten?
Die DGUV-V3-Prüfung umfasst eine Vielzahl von Tests, die sicherstellen, dass die Windkraftanlage den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Wir prüfen nicht nur die elektrische Sicherheit der Windenergieanlage, sondern auch die Mittelspannungsanlagen und Schutzgeräte, die essenziell für den Betrieb der gesamten Anlage sind. Ein oft angesprochenes Thema sind auch die Umspannwerke (UW): Hier bieten wir eine umfassende Prüfung an, die sicherstellt, dass nach dem Abschalten der Mittelspannungsanlage alle relevanten Komponenten, wie Sicherungen und Kabel, auf ihre Funktion geprüft werden.
Neuerdings wird auch die Prüfung der äußeren Blitzschutzanlage gemäß DIN EN 61400-24 angeboten. Diese beinhaltet die Widerstandsmessung oder Durchgangsprüfung von Maschinenhaus bis Erdanschlussfahne im Turmfuß, bauartbedingt unterteilt in Einzelmessungen, z. B. bei Funken-strecken. Ist die Prüfung abgeschlossen, wird ein separates Blitzschutzprotokoll erstellt.
Beispiel aus der Praxis:
Bei einer Windparkprüfung wurden die Kabelwege der Schaltanlage geprüft. Man testete hier unterschiedliche Felder, u. a. den Trafo. Diese Kabel werden im Grunde nie geprüft, weil dies nicht vorgeschrieben ist. Da der Kunde glücklicherweise auf die Prüfung bestand, konnten Mängel entdeckt und ein möglicher Brand innerhalb der Anlage verhindert werden.
Wie lange dauert die Prüfung und wann liegen die Berichte vor?
Die Prüfdauer hängt von der Größe und Komplexität der Windkraftanlage ab, ist es eine Alt-Anlage oder eine neuere Anlage, die viele elektrische Komponenten in der Nabe verbaut hat, aber in der Regel schaffen wir an einem Tag bis zu drei Prüfungen vor Ort. Falls größere Mängel oder sicherheitsrelevante Probleme festgestellt werden, informieren wir den Betreiber sofort, um schnelle Gegenmaßnahmen einzuleiten. Das Ziel ist es, die Anlage so schnell wie möglich wieder sicher in Betrieb zu nehmen. Der Prüfbericht, in dem alle Ergebnisse detailliert zusammengefasst sind, liegt normalerweise innerhalb von Werktagen vor.
Was passiert bei Mängeln?
Wenn wir vor Ort Mängel feststellen, besprechen wir diese direkt mit dem Kunden und geben Empfehlungen für die Behebung. Durch die frühzeitige Detektion von Korrosionsschäden an einem Kabelweg konnten wir bei einem früheren Auftrag eine potenziell kritische Situation entschärfen – und das ohne große Unterbrechung des Betriebs.
Nächster Schritt:
Wir informieren rechtzeitig über das nächste Prüfintervall. Dies gibt Planungssicherheit und ermöglicht es, zukünftige Prüfungen frühzeitig einzuplanen, um unnötige Ausfallzeiten zu vermeiden.
Tipp für Betreiber:
Achten Sie bei der Auswahl Ihres Prüfpartners darauf, dass die Prüfer nachweislich qualifiziert sind und über Erfahrung mit der spezifischen Technik von Windkraftanlagen verfügen. Ein fehlerhaft ausgeführter Prüfvorgang kann teure Folgekosten verursachen.
Welche Prüfungen werden bei Niederspannungsanlagen durchgeführt, und warum sind ISO-Messungen, Schleifenimpedanz sowie die Überprüfung des Potentialausgleichs und Erdausbreitungswiderstands so wichtig?
Die DGUV-V3-Prüfung an Niederspannungsanlagen von Windkraftanlagen ist entscheidend, um den sicheren und störungsfreien Betrieb der elektrischen Anlagen zu gewährleisten. Diese Prüfungen tragen nicht nur zur Unfallverhütung bei, sondern auch zur Vermeidung von Ausfällen, die kostspielige Stillstände der Anlage verursachen könnten.
ISO-Messungen (Isolationswiderstandsmessungen) sind besonders wichtig, um zu überprüfen, ob die elektrischen Leitungen und Bauteile korrekt isoliert sind. Eine mangelhafte Isolierung kann zu Kurzschlüssen und gefährlichen Stromschlägen führen, was sowohl die Sicherheit der Mitarbeiter als auch die Funktionsfähigkeit der Windkraftanlage gefährden würde.
Die Schleifenimpedanzprüfung stellt sicher, dass im Fehlerfall, z. B. bei einem Kurzschluss, der Schutzmechanismus (z. B. Sicherung oder Leistungsschalter) schnell genug anspricht, um Personenschäden oder Schäden an der Anlage zu verhindern. Eine zu hohe Schleifenimpedanz könnte dazu führen, dass Schutzgeräte nicht rechtzeitig auslösen, was fatale Folgen haben könnte.
Die Überprüfung des Potentialausgleichs ist essenziell, um zu gewährleisten, dass alle leitfähigen Teile einer Anlage das gleiche elektrische Potenzial haben. Dadurch wird verhindert, dass gefährliche Spannungen entstehen, die Menschen oder Geräte gefährden könnten. Der Erdausbreitungswiderstand wird gemessen, um sicherzustellen, dass elektrische Fehlerströme sicher über die Erde abgeleitet werden können. Ein zu hoher Erdungswiderstand könnte dazu führen, dass Fehlerströme nicht korrekt abfließen, was das Risiko von Stromschlägen oder Schäden an der Anlage erhöht. Zusätzlich wird bei der DGUV-V3-Prüfung immer auch eine Sichtprüfung durchgeführt, um offensichtliche Mängel wie beschädigte Kabel oder lockere Verbindungen frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
All diese Maßnahmen dienen dazu, die Betriebssicherheit und die Langlebigkeit der Windkraftanlage zu gewährleisten und gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Die DGUV-V3-Prüfung bei Mittelspannungsanlagen stellt sicher, dass alle elektrischen Systeme zuverlässig und sicher arbeiten. In Mittelspannungsanlagen sind die Anforderungen an die Prüfung besonders hoch, da hier höhere Spannungen genutzt werden, die zu größeren Gefahren führen können. Die wesentlichen Prüfungen umfassen:
Isolationswiderstandsmessungen: Wie bei Niederspannungsanlagen wird auch bei Mittelspannungsanlagen der Isolationswiderstand gemessen, um sicherzustellen, dass keine gefährlichen Leckströme auftreten, die zu Kurzschlüssen oder Spannungsüberschlägen führen könnten.
Schaltgeräte- und Transformatorprüfungen: Diese Komponenten werden besonders intensiv geprüft, da sie eine Schlüsselrolle bei der Energieverteilung und -steuerung spielen. Hier wird die Funktionalität und Belastbarkeit der Schaltgeräte getestet.
Prüfung der Erdungs- und Kurzschlussfestigkeit: Um sicherzustellen, dass die Anlage bei Fehlern wie Kurzschlüssen ausreichend geschützt ist, wird die Erdung sowie die Fähigkeit der Anlage überprüft, hohe Kurzschlussströme sicher abzuleiten.
Sichtprüfung und mechanische Kontrolle: Eine detaillierte Sichtprüfung der Anlagenkomponenten deckt offensichtliche Mängel auf, wie mechanische Beschädigungen oder unsachgemäße Verbindungen.
Spannungsfestigkeitsprüfung: Hier wird geprüft, ob die Anlage bei Spannungsspitzen stabil bleibt und keine Isolationsdefekte auftreten.
Die Schutzgeräteprüfung spielt eine besonders wichtige Rolle bei der Prüfung von Mittelspannungsanlagen. Schutzgeräte dienen dazu, die Anlage im Fehlerfall zu schützen und rechtzeitig abzuschalten. Hierbei werden verschiedene Prüfungen durchgeführt:
Auslösezeit und -strom: Es wird geprüft, ob die Schutzgeräte korrekt und innerhalb der vorgeschriebenen Zeit bei Überlast oder Kurzschluss auslösen.
Schutzeinstellungen: Die Einstellung der Schutzgeräte muss den Netzparametern und den Anforderungen der Anlage entsprechen. Es wird geprüft, ob diese richtig programmiert und kalibriert sind.
Funktionsprüfung: Hier wird getestet, ob die Schutzgeräte bei simulierten Fehlern, wie Überstrom oder Erdschluss, zuverlässig auslösen.
Die Schutzgeräteprüfung ist besonders wichtig, da fehlerhafte Schutzgeräte im Ernstfall zu gravierenden Schäden oder sogar zum Ausfall der gesamten Anlage führen könnten.
Dieser Beitrag erschien im BWE-BerteiberBrief 4-2024.