veröffentlicht am 27.11.2024 08:59
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LEE Niedersachsen: Kleine Wasserkraft angesichts ökologischer Vorteile sinnvoll

Der LEE Niedersachsen / Bremen e.V. kritisiert ein Thesenpapier aus dem niedersächsischen Umweltministerium. Seine Position: Kleine Wasserkraftwerke erzeugen nicht nur klimafreundliche Energie, sondern unterstützen die Wasserregulierung, schaffen Lebensräume für Flora und Fauna, leisten einen wichtigen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung und haben eine kulturhistorische Bedeutung. Das Aussterben bestimmter Fischarten sei vor allem auf Überfischung und Umweltverschmutzung zurückzuführen.
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Hans-Jürgen Schöningh, Mitglied des erweiterten LEE-Vorstands und Erster Vorsitzender und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Niedersachsen und Schleswig-Holstein e. V., erklärt:

„Die Thesen stellen die Anforderungen für Lachse und Aale in den Mittelpunkt, ohne die gesamtökologischen Zusammenhänge angemessen zu betrachten. Sie spielen den Nutzen von Wasserkraftanlagen für die Energiewende, den Klimaschutz, die Wasserregulierung, aber auch die positiven Wirkungen auf die Gewässerökologie herunter.“

Nach Ansicht von LEE und Arbeitsgemeinschaft müssen vor allem folgende Aspekte der Wasserkraft stärker berücksichtigt werden:

Wasserkraft erzeugt klimafreundliche Energie

Wasserkraft leistet klimafreundlichen Stromerzeugung, hat enorme Potenziale für regenerative Wärmeversorgung (Aquathermie) und ist Energiequelle für die Elektromobilität. In Niedersachsen leisten etwa 270 Wasserkraftwerke mit einer Nennleistung von rund 75 Megawatt einen wichtigen Beitrag zur Stromproduktion und tragen zur Stabilisierung der Verteilnetze bei. Im Jahr 2020 haben sie rund 256 Millionen Kilowattstunden CO₂-freien Strom erzeugt, was der Versorgung von mehr als 70.000 durchschnittlichen 3-Personenhaushalten im Lande entspricht. Damit konnten Emissionen von rund 128.000 Tonnen Kohlendioxid vermieden werden.

Wasserkraft liefert einen Beitrag zur Wasserregulierung

Wasserkraftanlagen können zur Regulierung des Wasserabflusses beitragen und so den Wasserhaushalt stabilisieren. Durch die Wehre der Wasserkraft wird in Niedrigwasserzeiten das Wasser in der Landschaft gehalten und damit der Grundwasserspiegel stabilisiert, die Trinkwasserversorgung in der Aue gesichert, die ökologisch wertvollen Auwälder und wichtige Rückzugshabitate für Gewässerlebewesen erhalten. Bei Hochwasserereignissen wird der Abfluss gebremst, die Energie entzogen und so die Wirkung des Hochwassers abgemildert.

Wasserkraft schafft Lebensraum für eine vielfältige Fauna

Querbauwerke, die an Wasserkraftanlagen errichtet werden, schaffen durch Stauhaltung zusätzliche Lebensräume für verschiedenste Fischarten und Amphibien. Sie vermindern die Abflussgeschwindigkeit, erhöhen die Grundwasserspiegel und haben im Laufe der oft jahrhundertelangen Nutzung die Entwicklung eigener Biotope ermöglicht. Rechen mit enger Stabweite, moderne Fischtreppen und Wanderhilfen ermöglichen es den Fischen, die Anlagen sicher zu passieren. Die Gewährleistung eines Mindestwasserabflusses im Altarm des Flusses sichert die ökologische Funktionsfähigkeit dieser Flussabschnitte.

Die Hauptursachen für das Aussterben von Lachsen und Aalen in Europa beruhen nach wissenschaftlichen Untersuchungen auf Überfischung und Umweltverschmutzung sowie veränderte Umweltbedingungen in den Laich- und Lebensgebieten dieser Fischarten, wie zum Beispiel der Sargassosee. Auch die stark gewachsenen Kormoranbestände spielen eine Rolle, da ein Kormoran täglich rund 500 Gramm Fisch frisst.

Wasserkraft schafft regionale Wertschöpfung

Der Bau und Betrieb von Wasserkraftanlagen schafft Arbeitsplätze in der Region und trägt zur Wertschöpfung vor Ort bei. Sie ist ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum, und das seit Jahrhunderten.

Wasserkraftwerke besitzen eine kulturhistorische Bedeutung

Wassermühlen und Wasserkraftwerke waren Ausgangspunkt der Industrialisierung und haben zur wirtschaftlichen Entwicklung vieler Regionen beigetragen. Sie sind oft Jahrzehnte und Jahrhunderte alt und sind mit der Geschichte verbundene lebende Denkmale. Dadurch entfalten Sie oft auch eine erhebliche touristische Anziehungskraft.

„Um die Nachhaltigkeit der Wasserkraft objektiv zu beurteilen, muss das Umweltministerium das Thema aus der Sicht des Menschen angehen, und nicht allein aus der Sicht des Fisches“,

so Schöningh.

Quelle: LEE Niedersachsen / Bremen e.V.