Fernwärmekunden müssen tief in die Tasche greifen

Fernwärmekunden der Hamburger Energiewerke müssen für Warmwasser und Heizung künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen und fast ein Drittel mehr bezahlen. Die Preise für Neukunden müssten ab dem 1. Mai angepasst werden, sagte Vertriebsgeschäftsführer Michael Prinz. Bestandskunden folgten dann schrittweise vom 1. Juli 2026 an. Bislang zahlen Kunden des städtischen Unternehmens 10,9 Cent pro Kilowattstunde netto. Künftig werden es den Angaben zufolge 14,2 Cent sein.
Fast drei Milliarden Euro Investitionen in die Wärmewende
«Mir ist vollkommen klar, dass das eine Preiserhöhung ist, die nicht ohne ist», sagte Prinz. Grund für den Anstieg seien Investitionen in die Wärmewende, die zwischen 2022 und 2028 mit rund 2,85 Milliarden Euro zu Buche schlügen. Dadurch soll die Wärmeerzeugung bis spätestens 2030 kohlefrei und bis 2045 klimaneutral sein.
Rechnerisch liefern die Hamburger Energiewerke Fernwärme für rund 540.000 Wohneinheiten. Da darunter aber auch etliche Gewerbeimmobilien, Büros und unter anderem auch das Rathaus sind, reduziert sich die Zahl der mit Warmwasser und Heizung versorgten Wohnungen auf rund 260.000. Rund die Hälfte davon soll zum 1. Juli 2026 auf das neue Preismodell umgestellt sein. Der Rest folge in den Folgejahren, sagte Prinz.
Durchschnittlich 300 Euro Mehrkosten im Jahr
In einer Beispielrechnung erläutern die Energiewerke, was die Preiserhöhung für Nutzerinnen und Nutzer einer 70 Quadratmeter großen Wohnung mit einem Jahresverbrauch von 7.500 Kilowattstunden bedeutet: Müssen sie bislang monatlich 80,84 Euro pro Monat bezahlen, werden es künftig 105,51 Euro sein - also knapp 300 Euro mehr im Jahr.
Mieterinnen und Mieter haben praktisch keine Möglichkeiten, die höheren Fernwärmekosten abzuwenden. Zunächst müssten sie sich an ihre Vermieter wenden, sagte Prinz. Nur sie als Hauseigentümer könnten entscheiden, ob sie angesichts der Preissteigerungen die neuen Verträge mit einer Laufzeit von zunächst drei Jahren annähmen, oder sich für andere Technologien zur Wärmeerzeugung entschieden.
Prinz: Andere Wärmetechnologien auch nicht günstiger
Prinz wies aber darauf hin, dass ein Wechsel hin etwa zu einer Wärmepumpe - sofern diese in Mehrfamilienhäusern überhaupt installiert werden könnte - auch nicht günstiger werde. «Hier muss sich die Fernwärme nicht verstecken.» Denn nach Angaben der Energiewerke wird der Netto-Mischpreis für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe im Jahr 2027 bei 17,1 Cent je Kilowattstunde liegen, bei Biomethan-Heizungen bei 23,8 und bei Wasserstoff-Heizungen bei 34,7 Cent.
Um die Wärmewende zu schaffen, sollen den Plänen die neuen modularen Energieparks Hafen und Tiefstack die bisherigen zentralen Kohlekraftwerke Tiefstack und Wedel ersetzen und lokale sowie klimaneutrale Wärmequellen wie Abwärme aus Industrie, Müllverwertung und Klärwerksprozessen sowie Flusswasser-Wärmepumpen nutzen. Allein mit Fertigstellung des Energieparks Tiefstack sinken die CO2-Emissionen der zentralen Hamburger Fernwärmeversorgung gegenüber dem Jahr 2020 den Angaben zufolge um 70 Prozent.
Verband: Erhöhung große Belastung für sozialen Frieden
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) warnte vor einem Vorziehen der Klimaneutralität um fünf Jahre auf das Jahr 2040, denn das würde die Heizkosten noch weiter in die Höhe treiben. Schon jetzt seinen 300 Euro mehr pro Jahr für das Heizen einer Wohnung «heftig und eine große Belastung für den sozialen Frieden in unserer Stadt», sagte Verbandsdirektor Andreas Breitner.
Gleichzeitig verlangte er unter anderem, das in der vergangenen Legislaturperiode versprochene Klimageld auszuzahlen. Einer Berechnung des Umweltinstituts München zufolge könnten jährlich pro Person rund 300 Euro ausgezahlt werden, sagte Breitner. «Das wäre ein wichtiger Schritt, den Anstieg der Fernwärmepreise zu schultern.» Allerdings kommt im neuen Koalitionsvertrag von SPD und Union das Wort Klimageld gar nicht vor. Entlastung soll dort ein Absenken der Stromsteuer bringen.