Teils langes Warten auf Geld für Solarstrom

Besitzer von Solaranlagen in Rheinland-Pfalz müssen teils monatelang auf ihre Einspeisevergütung warten. «Wir verzeichnen einen spürbaren Anstieg an Beschwerden im Zusammenhang mit verspäteten Abrechnungen und laufenden Auszahlungen», sagte Max Müller, Referent für Energierecht bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
Besonders auffällig sei, dass sich viele dieser Rückmeldungen auf denselben Zeitraum und ähnliche Problemlagen bezögen. Wie viele Anlagenbetreiber betroffen sind, könne die Verbraucherzentrale nicht sagen, da bei ihr immer nur ein Bruchteil der Fälle ankomme.
Zum Teil Wartezeiten von mehreren Monaten
Die Dauer der Verzögerungen variiere stark. In Einzelfällen berichteten Anlagenbetreiber von mehreren Monaten Wartezeit. «Während einige Netzbetreiber nach Eingang einer Beschwerde relativ zügig reagieren, gibt es auch Fälle, in denen trotz mehrfacher Kontaktaufnahme keine zeitnahe Lösung erfolgt», sagte Müller.
Die deutliche Zunahme an Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) in den vergangenen Jahren – bedingt durch die Energiekrise und die damit einhergegangenen hohen Strompreise – sowie neue Anforderungen hätten zu mehr Aufwand bei vielen Netzbetreibern geführt, sagte Müller. «In einigen Fällen könnte auch ein Mangel an qualifiziertem Personal zur Bearbeitung der Anträge eine Rolle spielen.»
Grundsätzlich erreichten die Verbraucherzentrale Beschwerden zu verschiedenen Netzbetreibern in Rheinland-Pfalz. «Besonders häufig genannt wird jedoch Westnetz, was auf die dortigen IT-Probleme und die hohe Anzahl an angeschlossenen Anlagen zurückzuführen sein könnte», so Müller. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass auch andere Netzbetreiber mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert seien.
Westnetz will Situation schnellstmöglich verbessern
Westnetz ist eine Tochtergesellschaft von Westenergie und gehört zu Eon. Mit rund 175.000 Kilometern Leitungslänge ist es Deutschlands größter Verteilnetzbetreiber. Das Netzgebiet umfasst Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.
Eine Unternehmenssprecherin sprach von längeren Bearbeitungszeiten für einige Kundinnen und Kunden. Ursache seien unter anderem der Boom bei erneuerbaren Energien, aber auch Probleme bei der digitalen Umstellung der Kundensysteme. Die Situation solle so schnell wie möglich verbessert werden, unter anderem sei Personal aufgestockt worden.
An Netzbetreiber wenden
Energierechtsexperte Müller rät betroffenen Anlagenbetreibern, sich zunächst direkt an ihren zuständigen Netzbetreiber zu wenden und die ausstehende Vergütung beziehungsweise Abrechnung schriftlich und per Einwurfeinschreiben einzufordern. Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit, Verzugszinsen geltend zu machen. «Dies betrifft insbesondere Zeiträume, in denen die gesetzlich vorgesehene Vergütung nicht fristgerecht ausgezahlt wurde.»
In schwerwiegenden Fällen könne auch die Einschaltung der Bundesnetzagentur, der Clearingstelle EEG oder rechtlicher Beistand in Erwägung gezogen werden. «Gerne können Ratsuchende auch unsere Hilfe in Anspruch nehmen.»
Probleme auch in anderen Bundesländern
Auch in anderen Bundesländern haben Besitzer von Solaranlagen Probleme, an ihre Einspeisevergütung zu kommen, wie eine Umfrage unter Verbraucherzentralen ergab. Die Einspeisevergütung sinkt vom 1. August an wie jedes Halbjahr um ein Prozent. Derzeit gibt es für kleine Anlagen 7,94 Cent pro Kilowattstunde, wenn nur ein Teil des erzeugten Stroms ins öffentliche Netz geht. Bei Volleinspeisung sind es 12,60 Cent. Die endgültigen neuen Werte veröffentlicht die Bundesnetzagentur am 1. August.